26. Juli 1969(Mutter möchte mit Satprem einige Passagen ihrer Savitri-Übersetzung durchsehen.) Jetzt merke ich jedoch, dass sie bei diesen Zitaten an manchen Stellen mittendrin Zeilen entfernt haben, und plötzlich sage ich mir: "Aber das fügt sich ja gar nicht aneinander!" Also fragte ich F, und sie sagte: "Ja, sie haben hier und dort ein oder zwei Zeilen entfernt ..." Was lässt sich da tun? Das ist absurd. Hier, all das ist fertig ... Ich brauche es nicht zu sehen: du musst es anschauen. Ich habe es ja übersetzt.
(Lachend) Sehen, ob meine Übersetzung gut ist.
Doch, manches könnte besser ausgedrückt werden.
Damit stimme ich überein. Hör zu, im Grunde musst du nur sehen (du kannst es gleich jetzt ansehen), ob dir irgend etwas nicht so gut erscheint ... Ich übersetze das "einfach so"; ich kann nicht sagen, dass ich an meiner Übersetzung festhalte, ganz und gar nicht, wenn du also Vorschläge hast ... (Satprem liest eine Passage laut vor.) Wie du sagst, mag das Französische vielleicht etwas unbeholfen wirken, aber vielleicht ist das die einzige Möglichkeit, den Text genau zu übersetzen. Manchmal tue ich es absichtlich.
Das vermittelt einem das Bild einer Henne, die ihre Eier ausbrütet! "The wings of Glory" [die Flügel der Herrlichkeit] brüten die Dinge aus, damit sie sich verwirklichen.
(Mutter lacht) "... das krause vieldeutige Pergament ..." Ist das alles?
(Schweigen) Gestern las ich einen anderen Abschnitt von Savitri, wo er erzählt, wie der König transformiert wird [[Die Weltseele, II.XIV.]] - das sind ALLES Erfahrungen, die mein Körper jetzt hat. Und ich wusste nichts von diesem Text (ich erinnerte mich gar nicht mehr daran). Es war, als läse ich alle Erfahrungen, die mein Körper gerade macht. Das ist interessant. ALLES steht in Savitri. Er muss diese Erfahrungen selber gehabt haben, um sie so beschreiben zu können. (Schweigen)
Ja. Ich erinnere mich noch sehr deutlich (ich sehe noch die ganze Szene in seinem Zimmer) an eine Unterhaltung, die ich einmal mit ihm hatte - ich weiß nur nicht mehr, wie das Thema aufkam. Es war ... (ich weiß nicht mehr, was dem vorausging, verstehst du), aber er sagte mir: "We can't both remain upon earth, one must go." [Wir können nicht beide auf der Erde bleiben, einer von uns muss gehen.] Ich erwiderte darauf: "I am ready, I'll go." [Ich bin bereit, ich werde gehen.] Da sagte er: "No, you can't go, your body is better than mine, you can undergo the transformation better than I can." [Nein, du darfst nicht gehen. Dein Körper ist besser als meiner, du kannst die Transformation besser durchstehen als ich.] Seltsamerweise war das ... vor all seinen physischen Schwierigkeiten. Damals hatte ich dem Gespräch keine große Bedeutung zugemessen; erst als er gegangen war, kam mir das plötzlich wieder in den Sinn, und ich sagte mir: "Ach, er hatte es also gewusst!" ... Das war ... ich weiß nicht. Als er es sagte, klang es fast wie eine Vermutung, verstehst du. Das war kurz nachdem wir von dem anderen Haus in dieses hier umgezogen waren [[Im Februar 1927.]], denn es war in dem Zimmer unten, vor seinem Unfall, bevor er sich das Bein brach [[Am 24. November 1938.]]. Wie kamen wir wohl auf dieses Thema? Ich weiß es nicht mehr. Das ist weg. Aber ich erinnere mich sehr deutlich, ich sehe noch das Zimmer und alles - wie er war, wie er mir sagte: "We can't both remain upon earth." [Wir können nicht beide auf Erden bleiben.] Das ist alles.
Ja, da liegt die Frage.
Als er mir das sagte, kam es mir so offensichtlich vor, dass ich ihn nicht einmal danach gefragt habe. Deshalb muss es die Folge von etwas gewesen sein, und dieses Etwas ist weg. Ich erinnere mich nämlich, ihm geantwortet zu haben: "I am absolutely ready, I'll go." [Ich bin absolut bereit, ich werde gehen], und er schaute mich an und sagte mir: "No, your body is better than mine, it can undergo ..." [Nein, dein Körper ist besser als meiner, er ist fähig ...] Warum?... Wie oft habe ich mich das seither gefragt.
(Schweigen) In diesen Tagen kam dies wieder, und ich schaute mir das nochmals an, aber ... (Mutter öffnet die Hände mit einer Geste, es nicht zu wissen). Es hing von etwas ab, aber was? Ich weiß es nicht. (Schweigen) Ich erinnere mich an etwas anderes, das nicht so lange zurückliegt. Nach seinem Hinscheiden war ich einmal unten (das liegt auch schon eine Weile zurück, vielleicht ein oder zwei Jahre nach seinem Abschied), ich war unten im Badezimmer, und dort nahm ich früh morgens an einem kleinen Tischchen mein Frühstück zu mir. Während ich zu essen anfing, kam er und stand neben mir (Geste). Er war so konkret, dass ich den Eindruck hatte, ÄUSSERST WENIG würde genügen, damit er sich wieder materialisierte. Ich sagte ihm: "Oh, you are coming back!" [Oh, du kommst zurück!] Darauf antwortete er mir: "I'll be with you, but I can't come back materially - I MUST NOT come back materially." [Ich werde bei dir sein, aber ich kann nicht materiell zurückkommen - ich DARF NICHT materiell zurückkommen.] Seine Erscheinung war so materiell, dass ich plötzlich den Eindruck hatte: Ein Nichts würde genügen, damit ... [er sich materialisiert].
Ja, ja ... Das sagte er deutlich (ich habe ihn gefragt), er sagte deutlich: "I'll come back only in a supramental body." [Ich werde nur in einem supramentalen Körper wiederkommen.] Das war vor dem, was ich gerade erzählte.
Ja. Das ist die große Frage des supramentalen Körpers, ich weiß nicht.
Ja.
Du meinst in einem lebenden Körper?
Ja, aber was ich sagen will: diese Substanz ... wann, wie, was?
Ja.
(langes Schweigen) Menschen, die solche Materialisationen vollbringen, sind immer ziemlich dick, und es handelt sich um eine besondere Substanz (bei all diesen Medien). Das sind keine dauerhaften Materialisationen.
(Schweigen) Das lässt mich an etwas anderes denken: Kennst du diesen S.B. mit den vielen Haaren?... Doktor S hat ihn gerade besucht - er kam mit einem Ring zurück. Ich persönlich hielt das immer für einen Taschenspielertrick, aber der Arzt scheint zu sagen ... er erzählte: "Er machte eine Bewegung (Geste eines Taschenspielerkunststücks), und dann legte er mir das in die Hand." Vielleicht ist das eine Materialisation.
Ach so!
Als der Arzt wiederkam, SAH ich jedenfalls, dass sich das ausschließlich im Vital abspielt. Da bin ich mir ganz sicher.
Ja. (Schweigen) Von alldem hab ich keine Ahnung. Es liegt gänzlich außerhalb meines Bewusstseins.
(langes Schweigen) Wir werden sehen. Ich weiß es jedenfalls nicht. (Schweigen)
Das ist möglich. Jedenfalls ist gewiss, dass er im Subtilphysischen ist. Er ist ständig da. Mein Körper weiß sehr wohl, dass er nicht mit außergewöhnlichen Fähigkeiten begabt ist. Er macht sich keine Illusionen. Das einzige, worüber er verfügt, ist ein ständiger brennend-intensiver Glaube, den nichts erschüttern kann. Das ist alles. Er hat noch nie das Verlangen oder den Ehrgeiz verspürt, Wunder zu vollbringen - das interessiert ihn nicht. Er hat viele wunderbare Dinge gesehen, aber er fühlte immer, dass es ... der Höchste Herr war, der sie vollbrachte (das erscheint ihm übrigens völlig natürlich). Aber die Vorstellung solcher Dinge ... Wenn solche Spekulationen aufkommen, weist er sie zurück, er sagt: "Nein, das interessiert mich nicht." Dinge, die von den Leuten als "wunderbar" angesehen werden, interessieren ihn nicht. Er wäre keineswegs erstaunt, Sri Aurobindo eines Tages eintreten zu sehen; aber er möchte nicht ... er trachtet nicht danach, es selber zu vollbringen. Er verspürt keinerlei Bedürfnis, die Leute in Erstaunen zu versetzen.
Wir werden sehen [[Am Nachmittag des gleichen Tages kam Satprem plötzlich ein Gedanke, und er schrieb Mutter folgende Notiz: "Nach unserem Gespräch heute morgen dachte ich plötzlich: Savitri machte sich doch auf, um Satyavan dem Tode zu entreißen ... Wird Mutter demnach Sri Aurobindo zurückbringen?" Angeblich antwortete Mutter dem Überbringer des Briefes: "Etwas in der Art."]]. (Mutter lacht) @ |